Im FR7 Magazin der Frankfurter Rundschau vom 01./02. April 2017 schreibt Kerstin Klammroth ihre Wahrnehmung zu den Wandtattoos. Wie ich finde, eine moderne Bezeichnung für die sinnigen Sprüche, denen wir immer wieder begegnen. Sie hebt natürlich nur ab auf die erbaulichen Sätze, die sie an mancher Wand findet. Wie gut kennen wir Kalligraphen solche ermahnenden und moralisierenden Sprüche. Das kürzeste und sicher am meisten missbrauchte Wörter-Duett: „Carpe diem“. Ich kann es schon nicht mehr lesen – dabei war es sicher ein wichtiger Gedanke, den der römischen Dichter Horaz im Jahr 21 v. Chr. in einer Ode aufschrieb. Dieser Gedanke ist so wertvoll, dass er nicht verdient, ständig nur für schöne Schriften missbraucht zu werden.
Also zurück zu Kerstin Klammroths Artikel „Wandtattoo“ (siehe Kopie nebenan oder Artikel FR 7 Wandtattoo). Sie bemerkt sehr treffend, wie sich diese Sprüche an Wänden geradezu aufdrängen und doch von den Schreibern und den Wand-Besitzern oder auch Wand-Eigentümer voller Stolz hergezeigt werden. Ist dieses Herzeigen eher wegen des tiefgründigen Gedankens oder wegen der gewählten kalligraphischen Reproduktion. Ich vermute (ketzerisch) wegen der „schönen“ Schreibweise.
Nun gut! Wir Kalligraphen neigen ja dazu, uns einen „schönen“ Gedanken zu greifen, einen „schönen“ Spruch zu auszuwählen oder einen Aphorismus zu zitieren und „schön“ zu schreiben. Wir sind ja schließlich Hand-Werker und keine Philosophen. dabei wäre es sicher stimmiger, wenn wir einen eigenen Gedanken – und er darf auch schräg sein – an die Wand, auf einen Bogen Papier, in ein Bild zu setzen.
Wir könnten es uns auch einfach machen und schreiben: „Sei fröhlich“. Wer es liest, wir es dann auch sofort sein. Garantiert.