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Über Schreiben und Schrift

Schreiben und Denken

Die Saga der Schrift

Schreiben ist heute für die meisten etwas Selbstverständliches. Die Schrift ermöglicht es, über Zeit und Raum hinweg mit anderen Menschen zu kommunizieren. Ohne die Erfindung des Alphabets hätte die moderne Welt unmöglich entstehen können. Doch wer kam auf diese geniale Idee? Die erste Folge der Dokumentationsreihe nimmt die Zuschauer mit auf eine historische Entdeckungsreise: Von Ägypten über Australien bis nach China ergründet sie die Entwicklung der Schrift – von den ersten Zeichen bis zu den Buchstaben, die heute allgegenwärtig sind. Die Schrift spielte in der Entwicklung von Hochkulturen eine äußerst wichtige Rolle – eine bahnbrechende Erfindung, die nunmehr 5.000 Jahre alt ist. Ohne die Schrift wären das Entstehen moderner Gesellschaften und technische Innovationen nicht möglich gewesen. Einer der bedeutendsten Meilensteine der Menschheitsgeschichte war die Entstehung des Alphabets. Archäologen vermuten seinen Ursprung in Ägypten, wo sie einige simple, in Stein gehauene Symbole fanden. An zahlreichen Orten kamen zu verschiedenen Zeiten erste Formen von Schrift auf, die auch Gemeinsamkeiten aufzeigten: Das Bild ging der Schrift voraus und entwickelte sich weiter zum Schriftzeichen. So resultieren heute zum Beispiel der erste Buchstabe unseres Alphabets A aus dem Abbild eines gedrehten Stierkopfes und das M aus dem welligen Symbol für Wasser. Wie die Buchstaben sich entwickelt haben, ist heute allerdings nur den wenigsten bekannt.
 

 

 

Die Saga der Schrift (2019)

Die Ursprünge – Teil 1

Originaltitel: L’odyssée de l’écriture
Regie: David Sington
Arte France, 2019
Quelle: ARTEde

Die Saga der Schrift (2019)

Imprimatur -Teil 2

Originaltitel: L’odyssée de l’écriture
Regie: David Sington
Arte France, 2019
Quelle: ARTEde

Die Saga der Schrift (2019)

Eine neue Ära – Teil 3

Originaltitel: L’odyssée de l’écriture
Regie: David Sington
Arte France, 2019
Quelle: ARTEde

Schrift und ihre Bedeutung

Schrift ist für die Geschichte der Menschheit von kaum zu überschätzender Bedeutung.  Sie bildet die Grundlage für die gesellschaftliche und individuelle Kommunikation, für die Weitergabe von Information. Ein Verbreiten und ein Aufbewahren  von Ideen, Gedanken, Ereignissen und Berichten ist ohne Schrift nicht denkbar.
 
Die ältesten chinesischen Schriftzeichen werden auf ungefähr 6600 v. Chr. datiert. Auch im europäischen Raum existieren Zeichen, die mit kultischen Handlungen in Verbindung gebracht werden.Zeichen in Tontafeln eingeritzt, Keilschriften, Hieroglyphen, Bildzeichen, Dann entwickeln sich Alphabete. Die Zeichen wandeln ich von Bildern zu Buchstaben, vom natürlichen Zeichen zum stilisierten, abstrakten Zeichen. Und weil immer schneller geschrieben werden musste, entwickelt sich daraus ein Schreibfluss, die Handschrift mit verbundenen Zeichen.
 
Handschrift ist mehr als nur eine Zeichenfolge. Handschrift stellt die Verbindung zwischen Kopf und Hand, zwischen Denken und Schreiben, zwischen dem flüchtigen Gedachten und Gesagten und dem Bewahrenden her. Schreiben verlangsamt das Denken, lässt Zeit für die Weiterentwicklung des Gedanken und zeigt in den Schriftbildern die Bewegung der Gedanken, den Gedankengang.
 

 

 

Schreiben ist zeitlos!

So könnten wir heute Schreiben als die Kulturtechnik betrachten, die wichtig ist um Gedanken, Gesprochenes und verbal Ausgetauschtes aus dem Moment durch die Zeit und durch den Raum zu transportiert. Schreiben eröffnet erst die Tür vom Jetzt ins Morgen. Das Geschriebene wird zur Botschaft. Botschaften über weite Distanzen, aber auch über Generationen übermitteln zu können, führt zu neuen Vorstellungen von Raum und Zeit.

Schreiben ist zeitlos! Die Fähigkeit des Schreibens ist fest verbunden mit der Schrift, den Werkzeugen des Schreibens und deren Handhabung. Schrift und Werkzeuge sind nicht zeitlos. Sie unterliegen den technischen Möglichkeiten, aktuellen Stilen und vor allem den Anforderungen. Und die wesentlichste Bedingung für die Entwicklung und die richtige Wahl der Werkzeuge ist die Zeit. Wieviel Zeit muss ich mir nehmen, wieviel Zeit steht mir zur Verfügung. Und damit verändert sich auch das Schreiben, es verändert sogar das, was man aufschreibt.

Als die beiden Kalligraph*innen Jantje Janßen und Benno Kotterba im Frühjahr 2014 ihre Tische im Atelier 2 im Alten Schlachthof Karlsruhe aufstellten – suchten sie nach einem Namen. Was lag da näher als aus dem „Schlachthof“ einen Schrifthof zu machen – vielleicht hätten sie es sogar Schreibhof nennen sollen. Ihr Ziel war das Schreiben mit der Hand zu pflegen und weiterzugeben. Zum Schreiben gehört eben Schrift. Und Schrift wird zum Ausdruck der Botschaft, des Gedankens, des Gesagten. Es wird zum Schriftbild, zur Kalligraphie, zum Brief, zum Buch. So entstand:

Stammbuch, Poesiealbum, Freundebuch

Auch ein Facebook  hat ganz alte Vorgänger. Die uralte Tradition wird nur fortgesetzt und bedient sich heute der neuen Medien. Was herkömmlich auf Papier festgehalten wurde, fristet heute im Internet ein kurzes oder auch langes Dasein. Kurz deswegen, weil es sicher nicht so viele Jahrzehnte oder Jahrhunderte überleben wird, was da so in täglichen, stündlichen oder minütlichen Mitteilungen gesammelt wird. Und lang, weil es oft sicher lange Serien von Mitteilungen werden, Gespräche oder Chats, die sich in ihrem Gehalt schnell erschöpfen und vor allem nicht von den Freunden sondern von den „Buchführenden“ nur selbst geschrieben ist. Und da sie keine Autographen sind, ist die Frage, ob sie je die Wertigkeit der Stammbücher, Poesiealben oder Freundschaftsbücher erreichen werden.

Wie war die Geschichte und was hat es mit Stammbuch, Poesiealbum und Freundebuch auf sich? [weiterlesen]

Handschrift ist Lebenserfahrung

Ein Beitrag des Bayerischen Rundfunks