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Blick auf den Apollon-Tempel

Delphi – am Mittelpunkt der Welt

Wir Menschen lieben seit Alters her Erzählungen, Geschichten, Sagen und Märchen. Auch die Mythen zählen dazu, wenn sie auch noch stärker mit den Ursprüngen und der Kultur zusammenhängen. Und bei den alten Griechen finden viele Mythen ihren Ursprung. Immer wieder sind es die Ideen und Überlegungen zur Entstehung der Welt. Nach der Vorstellung der Griechen sandte Zeus von zwei Enden der Welt Adler aufsteigen, dort, wo sich trafen, war der Mittelpunkt der Welt. Und das ist genau dort gewesen wo sich eine tiefe Schlucht vom Parnass in die Welt, in das Tal öffnet. An dieser Stelle befindet sich auch die heilige kastalische Quelle. Der Name Delphi stammt vom griechischen „Gebärmutter“ ab, als Idee dann eben auch der Ursprung.

Nähert man sich dem Ort, so entdeckt man als erstes die Säulen eines Tholos, eines kleinen Rundtempels, im Heiligtum der Athene. Diese Säulen stehen zwar als Symbol für Delphi, gehören aber nicht zum eigentlichen Heiligtum, sondern liegen im Tal weiter unterhalb auf einer terrassenförmigen Fläche, auf der auch der Tempel der Athene stand. Warum nun an der Stelle auch noch ein Platz der Athene?

Nach der ersten Generation der Götter, zu der vor allem die Erdgöttin Gaia zählte, entsprangen aus dem Kopf des Zeus als erstes Athene, während ihr Bruder Apollon erst durch den Schlag Athenes auf den Kopf des Zeus geboren wurde. Und so vermutet man, dass die Schwester Athene ihren Bruder – und vor allem sein Heiligtum, den Apollontempel – beschützen sollte. Ein wichtiger Teil der Griechischen Mythologie ist nämlich immer wieder der Auseinandersetzung zwischen den Göttergenerationen und dann auch zwischen den Göttern selbst gewidmet. man denke nur an die Auseinandersetzung der Götter während des Trojanischen Krieges. Sie waren sich insbesondere bei ihrer Unterstützung ihrer Lieblingsmenschen nicht einig. Paris entscheidet sich für die Falsche Göttin und verärgert Athene, die in Folge immer auf der Seite Odysseus stand (usw.).

 

 

Mauer im Heiligtum der Athene

Stützmauer unter dem Apollon-Tempel

Steine mit Präzision gefügt

Wenn wir die Städte des griechischen Altertums besuchen, staunen wir immer wieder über die riesigen Mauern, gefügt aus großen Steinbrocken. Beispiele sind Mykene und Tyrins. Sie scheinen gebaut von Cyklopen, anders kann man es sich heute nicht erklären. Auch hier in Delphi stoßen wir auf diese Mauern, hier allerdings auch noch kunstvoll geformt und zusammengesetzt.

Schon im Tempelbereich der Athene stehe ich vor einer Mauer, die noch relativ einfach aus quaderförmigen Steinen gebaut erscheint. viel komplexer und aufwändiger die Stützmauer des Apollon-Tempels. Die Mauer ist aus Steine wie aus einem Riesen-Puzzle zusammengefügt. Welche Kunst der Steinmetze, welche Technik, welche Werkzeuge wurden eingesetzt und wieviele Arbeiter haben daran mitgewirkt, allein schon diese beeindruckenden Werke zu hinterlassen. Eingepasst, zusammengefügt und zu einer glatten Mauer aufgeschichtet – heute nicht mehr vorstellbar. Heute würde ein solches Werk schon in der Planungsphase scheitern, wenn der Bauherr die Kosten hören würde. Da erfolgt dann schnell der Blick auf die Kalkulation und gleich anschließend die Entscheidung: es muss auch billiger gehen. Und schon ist die ungewöhnliche Idee eines Planers gescheitert. Alles wird an der Frage der Ökonomie gespiegelt und dann billiger gebaut. Ob derartige Mauern dann tatsächlich ca. 2.500 Jahre überdauern würden???

 

Von links oben nach rechts unten schrittweise vergrößert.

 

In Stein gehauen

Nach dem eindrucksvollen Bild der Mauer bemerkt man auf einmal, dass in den Steinen Zeichen zu sehen sind. Von der langen Zeit, von Wind und Wetter schon abgerundet und geglättet sind dennoch die griechischen Buchstaben zu erkennen. Und jetzt, wo ich das erste Textfeld entdeckt habe, sehe ich auch entlang der Mauer immer mehr Schriftfelder. Kleinere Buchstaben, größere Buchstaben, alle ordentlich in Zeilen geschrieben.

Wenn wir es mit unseren heutigen Methoden vergleichen, wie lange muss es gedauert haben, all die Texte in Stein zu meißeln? Und wieviel Kraft und Können musste aufgebracht werden, um alles von Hand in den Stein einzuprägen? In Stein gehauen haben die Worte lange, lange Zeit überdauert.

 

Warum Schriften in den Steinwänden?

Auf den wegen vom Römischen Markt vor dem Tempelbereich bis hinauf zum Stadion finde ich immer wieder die Textfelder in den Mauersteinen. Und ich frage mich, welche Bedeutung sie wohl haben.

Wenn man sich klar macht, dass es sich nicht nur um das häufig für politische Entscheidungen befragte Orakel handelt, sondern dass es ein ganz „normales“ Pilgerzentrum war, denn Orakel wurden zu Beginn nur einmal im Jahr ausgesprochen, später häufiger, dann ist das eigentliche Ziel, dem Gott Apollon für seine Unterstützung zu danken. Deswegen sind im Tempelbereich fürdem Gott gewidmete Häuser, Denkstätten und Kleintempel erbaut worden, die als Dank für Apollon für einen gewonnenen Kampf geschenkt wurden. Lediglich eines der Schatzhäuser war aus Dankbarkeit für gewonnenen Reichtum errichtet.

Als Gaben der Pilger, als Widmungen, als Votivtafeln sind sie dann verständlich. So finden wir ähnliche Widmungen auch heute noch in Wallfahrtsorten als Dank für erfüllte Bitten, als Dank für Genesung von Krankheiten, als Dank für erhaltene Gnade und Geschenke. Der Unterschied ist nur – hier sind sie in Stein gehauen. Auch nach tausenden von Jahren noch erkennbar – für Altgriechisch Kundige vielleicht auch noch lesbar.

Nachfolgend einige Beispiele – durch Anklicken vergrößerbar.