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Schrifthof e.V.

Vom Anbieter von Kursen entwickelt zum soziokulturellen Zentrum

Schrifthof e.V. widmete sich ursprünglich den Veränderungen, die durch den demografischen Wandel sich vollziehen. Lebenslanges Lernen und vor allem das erfüllte Leben im Alter waren Schwerpunktthemen. Im Laufe der Jahr wandelte sich der Verein und rückte immer stärker die Pflege von Kulturtechniken generationsübergreifend in den Vordergrund. Heute ist Schrifthof soziokulturelles Zentrum zur Förderung von Menschen mit niederschwelligem Zugang zu unterschiedlichen Kulturangeboten.

Im Jahr 2021 entstand eine enge Kooperation mit dem AutismusZentrum Bruchsal. Im Herbst 2021 zeigten wir gemeinsam aus Anlass des 20.-jährigen Jubiläums des AutismusZentrums Bruchsal viele Zeichnungen, Grafiken, Fotos und Bilder autistischer Kinder und Jugendlicher. Es war der Auslöser für unser Angebot für autistische Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener. Mit einer Anschubförderung durch das Minsterium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Würtemberg unter dem Thema „Kunst trotz Abstand“ startete das Projekt autArtis. Seit Oktober 2022 fördert Herzenssache e.V. unser Angebot. Wir ermöglichen so die Teilhabe an einem geschützten Ort und in einem Raum mit barrierefreier Kommunikation (klare Sprache, ohne Metaphern und Ironie).

Seit Mitte 2022 bieten wir als Orte und Räume den alten Laden in der Oststadt Karlsruhe (s.u.) und zwei Ateliers im Atelierhaus des Alten Schlachthofs Karlsruhe.

Was ist das Besondere unserer Angebote – ins besondere für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene?

Unsere Lebenswelt ist nichtautistisch geprägt. Menschen erleben Forderungen, Zeit- und Erfolgsdruck. Das Funktionieren in neuen und schwierigen Situationen wird verlangt. Herausforderungen müssen aus eigener Kraft und Entscheidungsfähigkeit erfolgreich bewältigt werden. Dies gilt heute für alle, ob in Schule, Ausbildung oder Beruf.

Besonders betroffen sind autistische Menschen. Ihnen mangelt es häufig an diesen Fähigkeiten. Sie können Handlung meist nur dann beginnen, wenn sie davon überzeugt sind, dass sie diese Handlung auch tatsächlich erfolgreich ausführen können. Die Angst vor Versagen oder Misserfolg hemmt sie.

Das Besondere an diesem Projekt: Fehler sind erlaubt ohne Ausgrenzung. Je als Mender wird als Mensch wahrgenommen und erfährt: „So eine/r bin ich also!“ Durch die explizite Bestätigung und Bestärkung holen autistische Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in kleinen Schritten den Rückstand in der Entwicklung des Selbstkonzeptes auf. In einem geschützten Rahmen und mittels „barrierefreier“ Kommunikation treten sie aus der Selbstbezogenheit heraus und bewegen sich auf einem „Spielplatz“, ohne dass „Niederlage“ droht.

Wir regen an, begleiten Einzelne oder Gruppen. Kurse, Workshops und Seminare zu den unterschiedlichen Kulturtechniken finden statt. Musik und gemeinsames Arbeiten in der „Werkstatt“ gehören dazu.

Von der Gründung …

Der alte Laden ist Werkstatt für Experimentelle Kalligraphie und Buchobjekte

Im Sommer 2014 haben wir, Jantje Janßen und Benno Kotterba, unsere Werkstatt für experimentelle Kalligraphie zunächst im Atelierhaus im Alten Schlachthof Karlsruhe gegründet und gerne in diesem Haus gearbeitet. Ein Haus, das von der Kreativität und der Inspiration der Wirkenden geprägt ist. Arbeit und Begegnung, Konzentration und Austausch finden statt. Gemeinsame Aktionen wie z.B. unsere Gemeinschaftsausstellung anlässlich „ausgeschlachtet“, dem Tag der offenen Türen am 8. Mai 2016, unsere Beteiligung im Frühjahr 2015 anlässlich des 300. Stadtgeburtstags „Schwein gehabt“  oder eben auch Alltägliches haben Verbindungen entstehen lassen.

Seit Juli 2016 sind wir mit dem „Schrifthof“ umgezogen in den alten Laden in der Gerwigstraße 34 in Karlsruhe – Oststadt. Der alte Laden beherbergte bis zum Tod des Inhabers ein Geschäft für Garne, Wolle und Textilien. Er besitzt den Charme des ausgegangenen letzten Jahrhunderts. Da sind noch die alten Lampen und Leuchten, Vitrinen und Fliesen.

Seit Januar 2020 ist Schrifthof e.V. als gemeinnütziger Verein eingetragen. Unser Vereinszweck ist „die Förderung und Verbreitung des Kulturgutes Handschrift, der Kalligrafie, des Handletterings und der Typografie sowie der Buch- und Schriftkunst, die generationsübergreifende Förderung von Menschen in der Pflege des Lesens und Schreibens von Handschrift, den Austausch mit Schriftkünstler*innen, Schriftgestalter*innen und Schriftlehrenden und die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Künstlern und Vertretern aus den Bereichen Musik, Darstellende und Bildende Kunst, Literatur, Philosophie und Wissenschaft.“

„Schrifthof“ ist Werk- und Wirkstatt für experimentelle Kalligraphie. Im Schrifthof veranstalten wir Kurse und Workshops, in denen Teilnehmer*innen die Kalligraphie, das schöne Schreiben mit der Hand, kennenlernen sowie die Bedeutung und Wirkung von Handschrift erfahren. „Schrifthof“ bietet Raum für Experimente mit Schrift: Hand- und Schreibschrift, Schrift- und Zeichengesten, Text und Texturen, Schrift und Bild. „Schrifthof“ ist Ort und Plattform für Schrift- und Schreibbegeisterte. Wir arbeiten mit Buchstaben, Typographie, Kunstschrift, typografischen Zeichen und Lettering. Wir gestalten Schriftbilder und entwickeln Buchobjekte. In Gesprächen und Diskussionen tauschen wir uns über Wahrnehmung und Wirkung von Handschrift, ihre historische Entwicklung und ihre Bedeutung für Identität und Denken, Reflexion und Kommunikation aus.

Der alte Laden ist zu einem Anziehungspunkt im Quartier Oststadt geworden. Neben der alten Kulturtechnik „Handschrift“ steht unsere Tür offen für Begegnung und Gespräch, für Musik und Diskussion, für Ausstellungen eigener Werke und befreundeter Künstler.

Wir freuen uns, wenn Sie Interesse an unserer Arbeit und unseren Angeboten haben. Zu unseren Veranstaltungen laden wir hier und durch unsere Newsletter ein. Ihre Wünsche und Anregungen sowie auch Kritik nehmen wir gerne an. Teilen Sie es uns über den Link „Interesse“ oder über E-Mail oder einen Brief mit.

Jantje Janßen ist leider völlig unerwartet am 10.07.2017 verstorben. Ich werde unser Werk auch ganz in ihrem Sinne weiterführen. Nur leider kann ich ihre Fähigkeit und Erfahrung in der Aquarell-Malerei nicht ersetzen.

Schrift und ihre Bedeutung

Schrift ist für die Geschichte der Menschheit von kaum zu überschätzender Bedeutung.  Sie bildet die Grundlage für die gesellschaftliche und individuelle Kommunikation, für die Weitergabe von Information. Ein Verbreiten und ein Aufbewahren  von Ideen, Gedanken, Ereignissen und Berichten ist ohne Schrift nicht denkbar.
 
Die ältesten chinesischen Schriftzeichen werden auf ungefähr 6600 v. Chr. datiert. Auch im europäischen Raum existieren Zeichen, die mit kultischen Handlungen in Verbindung gebracht werden.Zeichen in Tontafeln eingeritzt, Keilschriften, Hieroglyphen, Bildzeichen, Dann entwickeln sich Alphabete. Die Zeichen wandeln ich von Bildern zu Buchstaben, vom natürlichen Zeichen zum stilisierten, abstrakten Zeichen. Und weil immer schneller geschrieben werden musste, entwickelt sich daraus ein Schreibfluss, die Handschrift mit verbundenen Zeichen.
 
Handschrift ist mehr als nur eine Zeichenfolge. Handschrift stellt die Verbindung zwischen Kopf und Hand, zwischen Denken und Schreiben, zwischen dem flüchtigen Gedachten und Gesagten und dem Bewahrenden her. Schreiben verlangsamt das Denken, lässt Zeit für die Weiterentwicklung des Gedanken und zeigt in den Schriftbildern die Bewegung der Gedanken, den Gedankengang.
 

 

 

Schreiben ist zeitlos!

So könnten wir heute Schreiben als die Kulturtechnik betrachten, die wichtig ist um Gedanken, Gesprochenes und verbal Ausgetauschtes aus dem Moment durch die Zeit und durch den Raum zu transportiert. Schreiben eröffnet erst die Tür vom Jetzt ins Morgen. Das Geschriebene wird zur Botschaft. Botschaften über weite Distanzen, aber auch über Generationen übermitteln zu können, führt zu neuen Vorstellungen von Raum und Zeit.

Schreiben ist zeitlos! Die Fähigkeit des Schreibens ist fest verbunden mit der Schrift, den Werkzeugen des Schreibens und deren Handhabung. Schrift und Werkzeuge sind nicht zeitlos. Sie unterliegen den technischen Möglichkeiten, aktuellen Stilen und vor allem den Anforderungen. Und die wesentlichste Bedingung für die Entwicklung und die richtige Wahl der Werkzeuge ist die Zeit. Wieviel Zeit muss ich mir nehmen, wieviel Zeit steht mir zur Verfügung. Und damit verändert sich auch das Schreiben, es verändert sogar das, was man aufschreibt.

Als die beiden Kalligraph*innen Jantje Janßen und Benno Kotterba im Frühjahr 2014 ihre Tische im Atelier 2 im Alten Schlachthof Karlsruhe aufstellten – suchten sie nach einem Namen. Was lag da näher als aus dem „Schlachthof“ einen Schrifthof zu machen – vielleicht hätten sie es sogar Schreibhof nennen sollen. Ihr Ziel war das Schreiben mit der Hand zu pflegen und weiterzugeben. Zum Schreiben gehört eben Schrift. Und Schrift wird zum Ausdruck der Botschaft, des Gedankens, des Gesagten. Es wird zum Schriftbild, zur Kalligraphie, zum Brief, zum Buch. So entstand: