Rückschau 2020
Natürlich war im Jahr 2020 alles anders. Schmerzlich natürlich, dass nur sehr wenige Kurse stattfinden konnten.Und doch ist so viel passiert. Wenn ich so auf die Monate zurückschaue, dann gab es doch sehr viele Aktivitäten, viele Begegnungen, viele Ereignisse und so viele schöne Momente. Viele Pläne mussten verändert, maches auch gestrichen werden. Statt dessen haben wir Neues hereingeholt und Neues ausprobiert.
Gleich zu Beginn des Jahres noch je ein Schnupperkurs I und II, einmal Handlettering und dann ein spannender Kurs „Schwarz-Weiß / Weiß – Schwarz“ mit der koptischen Bindung.
Am 17. Januar noch die Eröffnung der Ausstellung „Federlesen“ mit Kalligraphien von Hubert Leonhard Graf. Und am 18. Januar der Galerientag Karlsruhe.
Und dann…
… Pause …
Ebenso wie bei meinen Kolleg:innen dann die Überlegung auf online-Kurse umzustellen. Ich habe mich dann für meine [Videos mit den Küchenexperimenten] entschieden. Ideen zu entwickeln und zu realisieren hat viel Spaß gemacht.
Am Muttertag hätte ja dann Familienbrunch und Jazz für Kinder sein sollen. Judith Goldbach und ich haben miteinander telefoniert. Trauer und Bedauern, dass wir nicht wie im letzten Jahr die Kinder mit Musik und ihren Liedern begeistern konnten. Dann obendrein noch Judiths Mitteilung, dass all ihre Konzerte bis Jahresende abgesagt seien. Für selbständige Musiker ein Disaster.
Aber Kopf in den Sand stecken und die Flinte ins korn werfen, ist nicht unsere Art. Wir haben miteinander auf Experiment umgeschaltet. Schreiben zur Musik und das Ganze dann auch zunächst online. Daraus sind vier Videos entstanden: „Löwenzahn, Saitenschrift, Ellington und Alfonsina im Park„.
Veränderungen in den persönlichen Begegnungen initiierten die Bilder zum Thema „Ent-larven / de-Maskieren“, die dann leider nur in einer virtuellen Ausstellung gezeigt werden konnten. Vor allem die im Gleichtakt laufenden Funkuhren mit ihren Maskengesichtern auf dem Ziffernblatt sprachen viele an. Die Ausstellung wanderte dann im Herbst ins Cafe Cielo in Karlsruhe-Durlach [Impressionen der Ausstellung]
Nach der Pause dann die erste Lockerung und auch die Ausschreibung für den Kultursommer 2020 in Baden-Württemberg. Unsere Bewerbung „KlangFarbenSpiel“ war erfolgreich und mit der Förderung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden Württemberg konnten wir die Ideen und Pläne umsetzen.
Das spannende Projekt „KlangFarbenSpiel“ begann. In den Sommerferien boten wir ein umfangreiches Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Wichtig war uns die Niederschwelligkeit: für die Teilnehmenden alles kostenlos, keine Teilnahmegebühren sondern statt dessen die Bitte um freiwillige Spenden. Jeder durfte geben, was er konnte und wollte.
„KlangFarbenSpiel“ – und das war dann Klang – Schreiben zur Live-Musik oder Musik-Iprovisation zu unserem Schreiben. Judith Goldbach (Kontrabass) und Andreas Francke (Saxophon) Spielten eigene Kompositionen oder auch freie Improvisationen. Die Zuhörer:innen versuchten das Gehörte in freie Schriftbewegungen umzusetzen. Und dann drehten wir die Rollen um, zu den freien Schreibbewegungen einzelner Teilnehmenden improvisierten die beiden Musiker. Gelungene Experimente.
Farben – immer in kleinen Gruppen Malen, Schreiben und Drucken. Besonders für die Kinder eröffnete sich eine bunte Welt. Am Ende standen nicht nur bunte Bilder sondern meistens auch bunte Hände.
Spiel – Verena Rau vermittelte den Kindern und Jugendlichen und sogar vereinzelten Erwachsenen das Jonglieren mit Bällen, Tüchern und Tellern. Es kamen sogar geschlossene Familien und ließen sich anleiten. Unser Hinterhof wurde stundenweise zur Zirkusarena.
Ein weiteres Highlight im Rahmen des KlangFarbenSpiel war die Lesung mit Yvonne Weber und Bärbel Schulz über Alltagsabenteuern und Zettelwirtschaft im August. Dinge, Stimmungen, Belanglosigkeiten – oft im Alltag gar nicht recht wahrgenommen – Yvonne Weber sind sie aufgefallen und sie hat ihnen kleine Gedichte oder Geschichtchen gewidmet. Bärbel Schulz hat sie in schönster Weise in kalligrafische Botschaften umgesetzt.
Für die dritte Ausstellung in 2020 gewannen wir Alisha Alafair Amthor. Unter dem Titel „Ambiguoues Sights“ zeigte sie Zeichnungen und Auszüge aus Skizzenbüchern. Menschen haben schon immer Symbole verwendet, um die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft oder ihre Privilegien zu verdeutlichen. Mit ihren Bildern verdeutlichte sie, wie Menschen über Symbole und Zeichen sich in ihren Meinungen und Auffassungen zusammenfinden. Die Vernissage wurde vom Trio Judith Goldbach, Andreas Francke und Werner Acker begleitet. Leider konnten nur sehr wenige Besucher:innen an der Vernissage und anschließenden Jazz-Matinee teilnehmen.
Den Advent wollten wir traditionell wie in den letzten Jahren mit unserer kleinen Ausstellung „Klunker für Uschi“ einläuten. Es hätte wieder das Wochenende vom 1. Advent sein sollen – dann schon im 12. Jahr. Gerade an dem Tag, als wir die Plakate gedruckt und aufgehängt hatten kam der November-Lockdown. Wieder umschalten, improvisieren und von „Präsenz“ auf „online“ umschalten. Wenn schon die Besucher:innen nicht zur Uschi kommen konnten, musste Uschi halt in die Wohnzimmer gehen: also „Uschi goes private“. Daraus entstand unsere erste Ausstellungsseite: Klunker-fuer-Uschi.de. Um den interessierten Besuchern eine Auswahl und auch den Kauf zu ermöglichen, haben wir dann noch kurz vor Weihnachten noch unseren Internet-Shop eröffnet [shop.schrifthof.de].
Alles in Allem ein seltsames und bewegtes Jahr. Was wir gelernt haben: alles kann sich schnell ändern und wir müssen uns darauf einstellen. Wir haben es geschafft, diese merkwürdigen Zeiten zu bewältigen, den Mut nicht zu verlieren, sondern mit neuen Ideen und der notwendigen Energie und den Herausforderungen zu stellen.
Deswegen steigen wir die Stufen in Hermann Hesses Gedicht hinauf und beginnen das neue Jahr mit dem Gedanken:
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, ..“