Zum Bahnhof gehen, einsteigen und nach zweieinhalb Stunden in Paris aussteigen. Es liegt so nahe – und gefühlt doch weit weg. Es ist wieder das Erleben von Zeit und Entfernung und doch scheint es unwirklich. Wieder einmal die Erfahrung, dass der Geist langsamer fliegt (hier fährt).
Zwei Reisen in kurzer Zeit und ganz unterschiedliche Erlebnisse: der verhüllte Arc de Triomphe und zwei Wochen später die Ausstellung von Anne Imhof mit dem Titel „Natures mortes“ im Palais de Tokyo. Zwei Immense Projekte, das eine von Christo sozusagen post mortem realisiert, das andere in dem morbiden Palast realisiert. Und beide monumental, in beiden das Spiel mit Licht und Schatten, Bewegung und Stillstand, Faszination und Bedrohung. Das Sonnenlicht spielt in den Falten der textilen Hülle des Arc de Triomphe, die Bewegung des Verkehrs rings um das Gebäude, Stillstand der Besucher, staunend vor dem „Monument“. In der ausstellung spielt Anne Imhof mit Licht und Schatten der Räume, Gänge und dem schon nahezu wie eine Krypta wirkenden Untergeschoss. Die Kommunikation mit anderen Werken. Der außerordentliche Zyklus „Achsenzeit“ von Sigmar Polke, sieben monumentalen Gemälde auf transparenter Leinwand, zwischen Abstraktion und Figuration mit alchimistischen Farbprozessen. Auf Metalltreppen steigt man hinab in den Underground, dort läuft David Hammonds in einem Video nachts durch die Straßen von Harlem und kickt einen Blecheimer vor sich her.
Und dann bei beiden Installationen die Frage: ist das Kunst? Eigentlich begegnet man einer Materialschlacht. Ist das heute noch angemessen? Klar, die Frage kann man natürlich auch in Bezug auf die rasende Reise stellen. Nachdenklich? Beides auf seine Art unwirklich.