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Das besterhaltene Amphitheater in Epidauros auf dem Peloponnes ist vielen von den Bildern her bekannt. Es steht in den Ausgrabungen des antiken Zentrums, das dem Asklepios geweiht war, dem Gott der Heilung. Mit Asklepios verbinden wir den Asklepios-Stab, das Standes-Zeichen der Ärzte, und den Asklepios-Stab zusammen mit der Schale, aus der die Schlange sich den Stab hinaufwindet, dem Standes-Zeichen der Apotheker.

Epidauros (oder wie die Griechen schreiben: Epidavros) ist mehr als das Amphitheater, es ist nur einer, noch dazu der jüngere Teil des Zentrums. Die gesamte Anlage besteht aus einer Prozessionsstraße, die zur Eingangshalle führt, wo die Ankommenden vermutlich registriert wurden, verschiedenen Tempeln, Wandelhallen, Shops, Badehäuser, Trinkhallen und einem großen Gästehaus mit alleine schon 160 Zimmern.

Hans-Peter Siebenhaar, Autor des Reiseführers „Peloponnes“ aus dem Michael Müller Verlag beschreibt es etwa so: Im 5. Jh.v.Chr. erlebte die Verehrung des Asklepios u.a. auf dem Peloponnes einen großen Aufschwung als Zentrum für religiöse Handlungen. Es war wohl eher ein Heil- oder Kurzentrum. „Die Heilung der Kranken erfolgte vermutlich durch Hypnose, aber auch Thermalbäder, ENtspannung und geistige Anregung, beispielsweise Theatervorstellungen gehörten zur Therapie. … Diese Art Seelenheilung fand ihre Fortsetzung im Christentum, z.B. in den legendären Wallfahrtsorten der Katholiken, und ist heute Teil moderner Psychotherapie. Dagegen fand der Schriftsteller Henry Miller seine ganz eigene Erklärung: ‚Ich glaube, dass die großen Scharen, die die lange Wanderung nach Epidauros aus allen Winkeln der Alten Welt her unternahmen, bereits geheilt waren, ehe sie eintrafen‘ – soweit Hans-Peter Siebenhaar.

Vielleicht ist auch mit dem heutigen Pilgern nach Santiago de Compostella oder der Pilgerung nach Mekka.

Kalligraphisch interessant sind die verschiedenen Steintafeln, die in dem kleinen Museum stehen. Die standen vor den wichtigen Gebäuden und gaben den Gästen eine Beschreibung des Hauses und seiner Bedeutung. „In Stein gemeißelt“. Während die Gebäude eingestürzt sind, teilweise wieder rekonstruiert werden oder tatsächlich immer noch bis ins Detail archäologisch untersucht werden, sind die Schriften auf den Tafeln vielleicht teilweise etwas abgenutzt und doch noch gut erkennbar. Sie sind für den Schrift- und Sprachkundigen sicher auch noch lesbar. Einige wenige Beispiele geben Einblick in die Schrift und auch die Bearbeitung der Tafeln. So zeigt eine der Steintafeln deutlich die Markierung der Linien, Spalten und Zellen für die Buchstaben, die streng geometrisch angeordnet sind und damit Größe Abstand und Linienführung vorgeben. Wortabstände gab es noch nicht, die Texte wurden fortlaufend geschrieben.

Als Dank für eine Heilung (hier sicher des Gehörs oder der Ohren) wurden auch steinerne Votivtafeln gestiftet.