Neben Sprache und Gestik gehört die Schrift zu den wichtigsten Mitteln menschlicher Verständigung. Die persönliche Handschrift ist zugleich eine der individuellsten Ausdrucksmöglichkeiten. Über viele Jahrhunderte hinweg hatte die Ausbildung einer wohl geformten flüssigen Handschrift hohen Stellenwert. Das Erlernen der Schreibfertigkeit basierte auf Vorlagen von Schreibmeistern, die von Ort zu Ort, auch von Schule zu Schule in unterschiedlichster Form Anwendung fanden und die Schönschrift oft bis auf die Ebene der kalligrafischen Kunst kultivierten. Im Zeitalter elektronischer Medien kommt dem Schreiben mit der Hand, abgesehen von der Unterschriftsleistung, einer schnellen Notiz, einem persönlichen Glückwunsch o.ä. nur noch randständige Bedeutung zu und der Begriff „Kalligrafie“ wird oft auf die Vorstellung asiatischer oder arabischer Schriftkunst und Schriftmeditation reduziert. Im europäischen Raum gibt es eine Reihe von Künstlern, die auch heute noch kalligrafisch tätig sind und Vereinigungen, die diese Kunstpflege unterstützen.
In Zusammenarbeit mit der Diplompädagogin Elisabeth Kaestner (Institut für Lehrerbildung, Radebeul) erarbeitete Renate Tost die Grundlagen für eine neue Schulausgangsschrift, die 1968 in den allgemeinbildenden polytechnischen Oberschulen der DDR eingeführt wurde.