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„Tag der Handschrift“

Der 23. Januar ist der Tag der Handschrift. Seinen Ursprung hat der Tag der Handschrift in den USA. Initiiert wurde er 1977 von der Writing Instrument Association (WIMA). Das Datum 23. Januar ist für die USA historisch bedeutsam: Es war der Geburtstag des Amerikaners John Hancock, der am 4. Juli 1776 als erster die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterzeichnete.

Die Bedeutung der Handschrift

Der Psychologieprofessor Daniel Oppenheimer von der UCLA Anderson School of Management in Los Angeles führte mit seinen Studenten einen Versuch durch: Die eine Hälfte musste bei seiner Vorlesung von Hand mitschreiben, die andere tippte das Gehörte in den Computer. Die Mitschreiber schnitten deutlich besser ab. Weil sie nicht jedes Wort notieren konnten, hatten sie insgesamt mehr Lehrstoff im Gehirn gespeichert. Wissenschaftler am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm untersuchen seit mehr als einem Jahr an 150 Kindern, mit welchem Medium sich Lern-Effekte am stärksten im Gehirn verankern: Klassischer Stift, Tastatur oder digitaler Tablet-Stift. Voraussichtlich 2018 sollen die Ergebnisse der vom Stiftehersteller Staedtler finanziell unterstützten Studie veröffentlicht werden. In der ZNL-Vorstudie zeigten sich bereits etliche Vorteile der Schreibschrift.

Unterstützung kommt auch von Lehrerverbänden:

„Es geht beim Handschreiben nicht nur um eine schöne, aber im Zeitalter der Digitalisierung doch verzichtbare Kulturtechnik – sondern um echte Bildungschancen. Neurowissenschaftler weisen darauf hin, dass bei Kindern die motorische und die kognitive Entwicklung zusammenhängen“, sagt Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts, Heroldsberg, das sich mit der Forschung auf den Gebieten der Schreibmotorik und der Schreibergonomie beschäftigt. „Lehrkräfte sehen mehrheitlich einen Zusammenhang zwischen dem Handschreiben und den Leistungen eines Schülers. Zu vermuten ist, dass von Problemen beim Handschreiben Kinder aus bildungsfernen Familien tendenziell öfter betroffen sind. Eine bessere schreibmotorische Förderung  könnte also dazu beitragen, die Bildungschancen gerade solcher Kinder zu verbessern.“ Deshalb, so Diaz Meyer, sollten Kitas und Grundschulen sich des Themas verstärkt annehmen.

Auch VBE-Vorsitzender Udo Beckmann setzt sich dafür ein, die Bedeutung dieser Kulturtechnik nicht zu unterschätzen. „Handschreiben ist keine überholte Technik. Das Halten eines Stiftes und das Schreiben mit der Hand fördern die feinmotorischen Fähigkeiten eines Kindes. Außerdem wurde in verschiedenen Studien bewiesen, dass dies auch Auswirkungen auf die geistigen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler hat“, sagt er. Demnach werde die Merkfähigkeit geschult und das Lernen falle durch das Aufschreiben leichter, da beim Schreiben mit der Hand andere Gehirnregionen aktiviert werden als beim alleinigen Lesen von Informationen oder dem Eintippen über die Tastatur.

Immer weniger Schüler können mit einem Stift umgehen

Zum Tag der Handschrift schlägt die Nürnberger Bildungsforscherin Stephanie Müller Alarm: „Etwa 70 bis 80 Prozent der Grundschüler können nicht mehr richtig mit der Hand schreiben“. Die Folgen sind laut der Expertin gravierend: „Das Erlernen der Handschrift ist ein hochkomplexer Vorgang, der für die Feinmotorik der Kinder wichtig ist. Kinder, die wenig mit der Hand schreiben, haben weniger motorische Fähigkeiten“. Die Handschrift sei deshalb mehr, als nur Linien und Striche auf einem Stück Papier.

In den meisten Ländern spielen Tinten-Füller im Unterricht keine große Rolle: Neben dem Bleistift, der sich weltweiter Beliebtheit erfreut, werden chinesische Schriftzeichen etwa mit einem Kalligraphiestift- oder Pinsel erlernt. Und in Indien greifen Schüler am liebsten zum Kugelschreiber. Anders hierzulande: An vielen deutschen Grundschulen bekommen Schüler als symbolische Anerkennung einen Füller-Führerschein, wenn sie gut genug mit dem Tinten-Füller umgehen können.

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