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Denkbar

… vor allem achtet scharf, dass man hier alles dürfen darf.

Wozu loslassen der Vergangenheit?

Ist das Loslassen der Vergangenheit entscheidend für eine bessere Zukunft?

Rückschau auf die DenkBar am Donnerstag, 27. September 2018

Einladungstext

Aufräumen, Ordnung schaffen, was sich angesammelt hat, sichten, sortieren und auch entrümpeln. Wie schnell stoßen wir dann auf die Frage, ob das auch für unsere Vergangenheit gilt. Wer hat sich nicht schon einmal gefragt, was weiß ich eigentlich von dem, was Eltern, Großeltern erlebt haben, was in der Familie passiert ist, welche Entwicklungen stattgefunden haben. Wie interessiert lesen wir Autobiographien, schauen Dokumentationen, beschäftigen uns mit Geschichte? Und in der eigenen Vergangenheit: was erinnern wir uns, was haben wir vergessen, was wollen wir vergessen, nicht erinnert werden. Wollen oder müssen wir sogar manches „Loslassen“ und anderes „Festhalten“, es vielleicht auch weitergeben: Erfahrungen, Erlebnisse, Geschichten.

Joachim hat mir auf meine Frage „Wozu Geburtstag“ den Satz geschickt, den er sich an den Rand eines Buches geschrieben hat: „Man kann Vergangenheit auch sortieren und einordnen. „Loslassen“ kann mit Vergessen verwechselt werden. Dann besteht die Gefahr, dass sich im Unterbewusstsein Gerümpel ansammelt.“

Vergessen können wir sicher nicht „bewusst“, können wir „bewusst“ loslassen? Ist Loslassen entscheidend für eine bessere Zukunft?

Zusammenfassung der Gedanken des Abends

Loslassen der Vergangenheit: dazu müssen wir doch zunächst definieren, was Vergangenheit bedeutet und was sie für die Zukunft bedeutet. Wenn wir ein neues Haus planen und bauen (und das ist sicher etwas für die Zukunft), dann wirken doch Erfahrungen aus der Vergangenheit in das „Neue“ hinein. Wie soll die Wohnung aussehen, welche Räume soll das Haus haben, welche Einteilung. Etwas ganz „Neues“ schaffen und erschaffen baut immer auf Vergangenem auf, entwickelt es weiter. Dabei nehmen wir das Bisherige mit. Loslassen und etwas völlig Neues erschaffen, geht das überhaupt. Die Zukunft gestalten wir aus dem Vergangenen.

Loslassen, ein Kind loslassen z.B. wenn es aus dem Elternhaus auszieht, an einen anderen Ort, in eine andere Stadt umzieht. Dieses Loslassen hat sicher etwas mit Verabschieden und doch auch mit Ermöglichen zu tun.

Materielle Dinge loslassen, sie abgeben, sie wegwerfen, bedeutet, sich von etwas zu trennen. An diesem Punkt stellte sich heraus, dass jeder auf seine Art etwas bewahrt. Eine/r sortiert Bilder und Briefe, entscheidet dabei, welche behalten werden und bündelt  Bilder und Briefe nach Dekaden. Andere bewahren wichtige Briefe auf, andere sortieren nach Themen und bewahren sie so geordnet auf. Und bei allen ist es eine Mischung aus loslassen und behalten oder bewahren. Die jeweilige gewählte Ordnung schafft Klarheit.

Und doch ist immer auch ein Vergessen damit verbunden. Ein vergessen haben und sich an bestimmte Inhalte, Geschichten, Personen, Orte und Ereignisse nicht mehr erinnern. Wir landen bei den Eltern, Großeltern, Verwandten, Vorfahren, die den Kindern nicht alles weitergegeben haben. Vielleicht vergessen, verdrängt, losgelassen um nicht mehr erinnert zu werden, vielleicht auch bewusst verdrängt, weil es mit einem Trauma zusammen hängt. Erlebnisse im Krieg, auf der Flucht, bei Unfällen oder Unglücken, Verlassen werden usw. Freud, Jung und Adler kamen aus der Medizin und haben mit ihren Theorien und den Behandlungen versucht, Knoten zu lösen.

Gelingt das Vergessen, das Verdrängen überhaupt? Erben wir nicht Muster und Verhaltensweisen, werden wir nicht durch die Vergangenheit geprägt. Manch einer behauptet, die Vererbung von Mustern, Verhaltensweisen reicht zurück bis ins 7. Glied gleichsam einer Skulptur, die angelegt ist, weitergetragen, weitergegeben und dann in neuer Form freigelegt wird. Vererbung sitzt tiefer, hängt nicht mit Intelligenz und Wissen zusammen. Mit einigem Abstand erkennen wir vielleicht das Bild im Mosaik. Das Leben können wir nur rückblickend verstehen. Das Sortieren, Filtern, Einteilen, in Dekaden oder nach Themen gliedern hilft uns bei diesem Rückblicken und Beurteilen.

Orts- und Wohnungswechsel können das Loslassen fördern und einen Wechsel ermöglichen. Und doch nehmen wir etwas mit, behalten und bewahren erlebtes. Vergangenheit ermöglicht uns, ein Buch zu lesen, dabei Bilder entstehen zu lassen, uns die Bilder, die Geschichte, die Ereignisse „auszumalen“. Das Lesen eines Buches benötigt den Unterbau der Erfahrung. Auf dieser Basis selektieren wir, lassen los und füllen doch gleichzeitig vorhandene Löcher auf.

Vergessen ist erlaubt und auch notwendig, um altes Wesentliches und Neues zu verbinden und zu einer neuen Skulptur, zu einem neuen Raum, zu etwas Neuem zu entwickeln.

 

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