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Palimpsest (Griechische Schrift über Unziale)

Medizin: Schlangen das Gift entziehen mit Strohpuppen

Handschrift mit Kommentar am Rand

Vogelinitial

Wer weiß schon, seit wann wir die Null in unserem Zahlensystem haben? Das war die erste Überraschung, die ich in der Ausstellung Juden, Christen und Muslime in Berlin entdeckte. Erst im 17. Jahrhundert hat Adam Riese es geschafft, die Null in die breite Bevölkerung zu tragen. Geht man der Null auf den Wanderspuren zurück, dann landete sie im 14. Jh bei der gebildeten Bevölkerung. Vorher hat die Kirche sie als „teuflisch“ geächtet. Die Zahl Null stand als Synonyme für „Nichts“, „Leere“ oder „Keiner“, was der ursprünglichen lateinischen Bedeutung (nullus) entspricht. Und das nichts ist, kann ja nicht sein, denn es ist immer etwas da, materiell, geistig, körperlich. Im 13. Jh. entstanden durch die Kreuzzüge Handelsbeziehungen zwischen Arabien und Italien. Dadurch kam die Null von den Arabern über Italien nach Europa. Deshalb wird unser Zahlensystem oft als arabisch bezeichnet. Obwohl indisch korrekter wäre, denn im 6. Jh. tauchte die Null in Indien auf. Als Zeichen für die Null wurden der Punkt bzw. ein Kreis verwendet. Von dort wanderte sie zu den Chinesen (8. JH). Im 4. Jh. trat die Null bei den Babyloniern auf. Die Funktion der Null beschränkte sich jedoch nur auf eine Art „Lückenfüller“. Subtrahiert man beispielsweise zwei gleiche Zahlen voneinander, so verwendeten die Babylonier ihre „Lückenfüllernull“.

Wir können hier noch weiter zurückgehen bis ca. 5000 v. Ch. zu den Sumerern. Deren Wissen ging allerdings verloren. Was hat nun die Null mit der Ausstellung zu tun? Die Ausstellung zeigt die Wege und die Bedeutung des Wissensaustauschs zwischen den Kulturen. Entscheidend war unter anderem das „Haus der Weisheit“ in Babylon, von dem im 9. JH durch rege Übersetzungstätigkeit das Wissen verbreitet wurde. Dort wurden persische, syrisch-aramäische, hebräische, indische und lateinische Schriften ins Arabische übertragen. Übersetzt wurden sie von jüdischen, christlichen und sabäischen Gelehrten. Besonders aufgefallen ist mir dabei ein Objekt, das als Beispiel für Palimpsest steht. Es handelt sich dabei um ein Pergament, das ursprünglich einen in Unziale geschriebenen Text enthielt. Dieser Text wurde abgekratzt und mit einem griechischen Text überschrieben. Dabei sind die Laufrichtungen um 90 Grad versetzt.