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Parthenon der verbotenen Bücher: Bücher sind die materiellen Oberflächen von Einschreibungen, durch die politische Fiktionen kollektive Realität werden können. (Pelagie Gbaguidi)

Alle im Regal enthaltenen Bücher sind im Zugangsbuch aufgeführt (NS-Raubgut)

Zugangsbuch enthält 1.920 Bücher der aus den „Privatbibliotheken evakuierter Juden“ dem Reich „zugefallenen“ Bücher

documenta 14 – Von Athen lernen

Wahrnehmung und ausgewählte Blicke auf die Ausstellungsorte in Kassel 2017

„In Athen stolpert man unentwegt über die Vergangenheit, deswegen hat man eine andere Beziehung mit ihr als in Deutschland. Es gibt nicht nur horizontal sondern auch vertikal verlaufende Scheidewege zwischen Antike und dem heutigen Leben. Ob es uns gefällt oder nicht, in Griechenland spüren wir diese diversen Erinnerungsschichten angesichts der steinernen Fragmente und der Sprache.“ Lydía Koniórdou im Interview mit Heinz-Norbert Jocks, Kunstforum. Für mich ist es einer der zentralen Gedanken, den ich in der Gestaltung der diesjährigen documenta14 immer wieder finde: die Schichten auch der deutschen Vergangenheit und dem Heute.

Und sie fährt fort: „Wir können weder vor unserer Kultur noch vor der Vergangenheit die Flucht ergreifen: Die Tatsache, dass wir demselben Sonnenlicht ausgesetzt sind, Früchte und Gemüse derselben Erde essen, dieselben Wörter sprechen, auf derselben Erde geboren wurden und dort, wo unsere Vorfahren und Menschen von überall gelebt haben, eines Tages begraben werden, macht das Menschsein aus. Die ganze Welt ist eine einzige Kreuzung der unterschiedlichsten Menschen, die immer wandern.“

Sprache, Worte, Dialekt und sie sind festgehalten schriftlich in Büchern, Briefen, Plakaten und heute auch in den elektronischen Medien. Einen wesentlichen Kern der documenta14 bilden Bücher, der Parthenon der verbotenen Bücher an dem Ort, wo schon einmal Bücher verbrannt wurden, das aufragende Regal der beschlagnahmten Bücher in der Neuen Galerie und die Modells, die in der Neuen Neuen Galerie die Bücher auf dem Kopf tragen, sozusagen verschriftlichte Gedanken. Altes verbunden mit Neuem, Inspirationsquellen für etwas Zeitgenössisches. Überlagerungen, Überschreibungen, Palimpseste.

Weitere ausgewählte Beiträge der documenta14

Überschreibungen – Palimpseste

Das zentrale Werk in der Neuen Neuen Galerie ist die Mehrkanal-Videoinstallation von Theo Eshetus [Atlas Fractured]

Partizipation und Leerstand

Aus der Vielzahl der gezeigten Werke und Installationen haben sich für mich zwei wesentliche Aspekte der documenta14 eröffnet: die Paritzipation der Bürger_innen in Kassel und die Besucher_innen. Das zeigt sich zum Einen im Parthenon der verbotenen Bücher, der Expansion der Ausstellung vor allem in die Nordstadt, die überwiegend von Bürger_innen mit Migrationshintergrund bewohnt wird, sowie die Nutzung von Leerstand vor allem im Stern-Viertel und der Nordstadt. [Partizipation und Leerstand]

Die Flüstercampagne des Pope L.

„Skin set drawings“ ist alles andere als gezeichnet. Es ist eine Serien von „Schriftbildern“, die im ersten Moment wie die Charakterisierungen von Menschen bestimmter Hautfarben wirkt, die sich bei näherem Hinsehen als eine Abstraktion (nur geschriebene Worte) Eigenschaften erscheint, die durch die Zuordnung einer Farbe eher eine Stimmung ausdrückt.  [Skin set drawings]